Soll ich mich in einer Fachschaft engagieren?
Die Fachschaft ist die Stimme der Studierenden, sie ist Ansprechpartner für Studenten, wenn es Fragen, Probleme und Sorgen rund ums Studium gibt. So gut es geht, setzt sie sich für die Meinungen und Belange der Studierenden ein und hilft, wo es möglich ist. Doch was macht die Fachschaft eigentlich genau und wer kann sich hier engagieren?
Was ist eine Fachschaft?
Die Fachschaft ist erst mal nichts weiter, als alle immatrikulierten Studenten eines Fachs beziehungsweise eines Fachbereichs. So gibt es zum Beispiel eine Fachschaft für Mathematik, Germanistik oder Psychologie. Die Vorsitzenden dieser Fachschaft, ebenfalls Studierende, bilden den Fachschaftsrat oder auch die Fachschaftsvertretung. Oftmals wird dieser Rat oder diese Vertretung der Einfachheit halber als Fachschaft bezeichnet, was aber eigentlich nicht richtig ist. Der Fachschaftsrat besteht aus Studierenden derselben Fachschaft, die sich freiwillig dafür zur Verfügung stellen möchten. Im Semester wird der Rat in einer Vollversammlung gewählt und vertritt die Studenten für die zwei folgenden Semester. In den Vollversammlungen geht es um inhaltliche und finanzielle Themen, über die der Fachschaftsrat Rechenschaft ablegt sowie um Pläne und Fragen rund um das neue Semester. Für Manches benötigt es auch eine Abstimmung unter den Studenten, zum Beispiel, wenn Anträge oder ähnliches gestellt werden möchten. Die Fachschaft mitsamt Fachschaftsrat ist ein wichtiger Part für alle Studierenden, aus diesem Grund ist es auch dein Recht, an den Vollversammlungen teilzunehmen. Meist werden die Termine dafür schon sehr zeitig geplant und es finden dann auch keine Vorlesungen oder Seminare statt.
Mit welchen Anliegen kannst du dich an die Fachschaft wenden?
In der Regel gibt es eine wöchentliche Sprechstunde für Studierende, die in den jeweiligen Fachschaftsräumen stattfindet. Zudem vertreten dich die Vorsitzenden in den Gremien und bei allen Angelegenheiten, welche die Hochschule oder die Fakultät betreffen. Gesetzt den Fall, du fühlst dich in einer Prüfungsleistung ungerecht benotet, dann kannst du dich an die Fachschaft wenden und um Unterstützung bitten. Bei Fragen zur Prüfungsordnung findest du dort ebenfalls kompetente Ansprechpartner, da die Fachschaftsvertreter auch mit im Prüfungsausschuss sitzen. Ein wichtiger Teil des Fachschaftsrats ist auch die Erstsemester-Organisation. Hier werden die Einführungstage und Organisationsveranstaltungen sowie die komplette “Ersti-Woche” geplant. Möchtest du später Einsicht in die Altklausuren erhalten, um mit diesen zu lernen, kannst du das ebenfalls bei der Fachschaft anfragen. Hier werden die Klausuren der vergangenen Semester sorgfältig archiviert.
Es lohnt sich dabei zu sein
Die Mitglieder des Fachschaftsrats gehen dieser Tätigkeit ehrenamtlich nach. Nun fragst du dich bestimmt, warum man sich dies freiwillig antun sollte. Schließlich hat jeder mit seinem Studium genug zu tun. Nun, hier verhält es sich, wie mit anderen Ehrenämtern auch. Die Mitglieder haben Interesse und Freude an den vielseitigen Aufgaben, die auf sie zukommen und möchten sich einfach gerne engagieren. Das Hineinblicken in verschiedene Gremien und der Kontakt zu den Mitarbeitern der Hochschule sind für viele auch sehr spannend. Natürlich geht es auch darum anderen, in diesem Fall den Kommilitonen, zu helfen und ihnen eine Stimme zu geben. Das ist durchaus eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe. Zudem lernst du unheimlich viel, wenn du im Fachschaftsrat sitzt. Du wirst Experte für die Prüfungsordnung, das hilft dir auch in deiner Rolle als Student weiter. Neben dem bist du mit in Ausschüssen und Gremien dabei und das, was alles so für Studenten im Hintergrund abläuft, wird für dich transparenter und verständlicher. Vielleicht bist du auch ein Mensch, der lieber selbst oder zumindest mitentscheidet und die Dinge nicht so gerne über sich ergehen lässt. In der Fachschaft hast du die Chance in der ersten Reihe dabei zu sein, wenn es um das Leben und die Regeln an eurer Universität geht. In den Gremien sind auch Professoren und Dozenten deiner Hochschule vertreten. Hier bekommst du die Chance, diese auch mal außerhalb des Hörsaals kennenzulernen. Nicht zuletzt, wirst du im Fachschaftsrat auch einiges lernen, was dich in deiner persönlichen Entwicklung und im späteren Berufsleben weiterbringen kann. Allein schon, dass ihr hier n einem Team arbeitet, euch aufeinander verlassen und organisieren müsst, stimmt euch sehr gut auf das spätere Arbeitsleben ein.
Wie komme ich in die Fachschaft?
An den meisten Universitäten treffen sich die Fachschaften einmal in der Woche in der Vorlesungszeit. Dort wird alles besprochen, was aktuell gerade ansteht. Die Sitzungen sind offen und für jeden, der in der passenden Fachschaft studiert zugänglich. Am besten besuchst du einfach mal solch eine Sitzung und siehst dir das Ganze an, vielleicht kommst du auch gleich mit einem Anliegen, was du dort vortragen möchtest. Wie oft, wann und wo sich die Fachschaft trifft, kannst du der Homepage deiner Uni entnehmen, die meisten Fachschaften haben auch selbst eine Website oder eine Facebookseite. Zudem stellt sich die Fachschaft im ersten Semester vor und übermittelt allen Studierenden ihre Kontaktdaten. Auch über die Sprechstunde erfährst du dort Näheres. In der Regel freuen sich die Fachschaften immer über neue Mitglieder, es nimmt dir aber auch keiner übel, wenn das Ganze doch nichts für dich ist oder du es zeitlich einfach nicht schaffst.
Tipp: Die Arbeit in der Fachschaft kann mitunter mehrere Stunden in der Woche in Anspruch nehmen. Damit dir durch das freiwillige Engagement am Ende kein Nachteil entsteht, gibt es für die Mitglieder die Option, einen Antrag auf BAföG-Verlängerung für zwei Semester zu stellen.
Die Fachschaften suchen Mitglieder
Viele Unis haben Probleme, neue engagierte Mitglieder für ihre Fachschaftsräte zu finden. Das ist auch nicht verwunderlich, wer neben dem Studium noch arbeiten gehen muss, wird dafür kaum Zeit haben. Allein die Arbeitsbelastung im Studium ist oftmals schon so hoch, das kaum noch Kapazitäten bleiben. Doch gerade hier liegt der eigentliche Grund, sich zu engagieren. Wenn du der Meinung bist, dass es jedes Semester aufs Neue zu viel Stoff ist, der in zu wenige Semesterwochenstunden gequetscht wird, dann ist dort der richtige Ort, um dies loszuwerden. Die meisten ärgern sich zwar darüber, nehmen es aber einfach hin, weil es von “oben” kommt. Viel zu selten versuchen Studenten ihre Belange durchzusetzen. Nutze also ruhig die Möglichkeit, dich einzubringen. Nur die Studenten selbst können wissen, was sie brauchen und was wirklich funktioniert. Warum sollen irgendwelche “Schlipsträger” allein über die Studien- und Prüfungsordnungen entscheiden, wenn sie doch gar nicht mehr studieren. Hier die Fäden mit in der Hand zu halten, ist das gute Recht der Studierenden, was nur leider viel zu wenig in Anspruch genommen wird.